Was ist eine Montessori Schule - das Konzept in der Übersicht

Was ist eine Montessori Schule - das Konzept in der Übersicht

Die Montessori Pädagogik ist weit über 100 Jahre alt und liegt immer noch im Trend. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland und den USA schießen Montessori-Kindergärten und Schulen buchstäblich wie Pilze aus dem Boden.

Diese Schulform ist in Deutschland eine interessante Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem, welches unmittelbar auf den Abschluss der Grundschule folgt. Das pädagogische Prinzip der Montessori Schulen orientiert sich direkt am Kind. Dessen persönliche Anforderungen und Fähigkeiten stehen im Vordergrund.

Für wen ist das Schulmodell geeignet?

Kinder sind von Natur aus neugierig und möchten die Welt mit all ihren Sinnen kennenlernen. Und genau hier setzt das pädagogische Modell dieser Schulform an. Die Schüler mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen stehen im Mittelpunkt, Wissen wird ohne Leistungsdruck vermittelt. Das Prinzip der Montessori Schule ist für fast jedes Kind geeignet. Besonders dann, wenn der Junge oder das Mädchen Probleme damit hat, dem oft starren Unterricht der staatlichen Schule zu folgen. Ausnahmen bilden lediglich Schüler, welche einen strukturieren Tagesablauf und Vorgaben benötigen.

Weitere Vorteile:

  • altersgerechtes Lernen in Teilabschnitten
  • der Leistungsdruck fehlt
  • Vermittlung sozialer Kompetenzen
  • das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit der Schüler werden gefördert
  • das Lerntempo wird individuell an die Kinder angepasst

Was sind die Besonderheiten und Grundprinzipien?

„Hilf mir, es selbst zu tun.“ – dies ist der Grundgedanke von Montessori. Die Mädchen und Jungen werden als vollwertige Menschen angesehen und darin unterstützt, selbstständig zu handeln und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung des eigenen Willen.

Mithilfe der Lehrer werden die Montessori-Schüler dazu angeleitet, ihren eigenen Lernrhythmus zu finden. Dabei steht es den Kindern frei, ob sie lieber mit Gleichaltrigen oder komplett allein lernen möchten. Die Pädagogen halten sich im Hintergrund und unterstützen ihre Schüler nur.

Unterricht wie in staatlichen Schulen existiert bei Montessori nicht. Die Schulstunden bestehen überwiegend aus Freiarbeit, welche ein zentrales Element dieser Schulform bildet. Ob Rechnen, Schreiben, Geografie oder Geschichte – die Kinder entscheiden selbst, welchen Lernstoff sie bearbeiten möchten.

Neben der Freiarbeit gibt es den gebundenen Fachunterricht, welcher beispielsweise in Mathematik oder Englisch stattfindet. Auch hier wird der persönliche Lernrhythmus jedes einzelnen Schülers berücksichtigt. Während ein Teil der Klasse beispielsweise noch mit Subtraktion beschäftigt sind, lernen andere die Addition. Abhängig vom Leistungsstand des jeweiligen Kindes werden Klassenarbeiten geschrieben.

Der Hintergrund dieser individuell auf die Schüler abgestimmten Pädagogik liegt in der Annahme, dass es Kinder leichter fällt, wenn sie sich nach Belieben auf ein Lernthema oder eine Tätigkeit konzentrieren können. Das Lernen ohne Zwang soll laut Maria Montessori die geistigen Fähigkeiten, die Selbstbeherrschung und auch die Konzentrationsfähigkeit der Jungen und Mädchen erhöhen. Egal ob Kindergarten oder Schule, bei Montessori kommen Lehr- und Übergangsmaterialien zum Einsatz, welche die Eigenbeschäftigung der Kinder anregen und Selbstkontrolle ermöglichen.

Gibt es Noten?

Die Italienerin Maria Montessori, welche diese Schulform ins Leben rief, vertrat die Ansicht, dass die kindlichen Entwicklungsphasen individuell sind. Aus diesem Grund existieren an den Schulen jahrgangsgemischte Klassen. Die älteren Schüler sollen dabei die Jüngeren unterstützen bzw. die kleineren Schüler orientieren sich an den Größeren. Das soll die Individualität fördern und das soziale Miteinander stärken.

Noten und Hausaufgaben gibt es nicht. In halbjährlichen Einschätzungsgesprächen informieren die Lehrer die Kinder über deren aktuellen Entwicklungsstand. Die Eltern werden ebenfalls in einem Bericht über den jeweiligen Lern- und Entwicklungsprozess in Kenntnis gesetzt.

Mögliche Schulabschlüsse

Am Ende der 9. Klasse wird mit der „Großen Praktischen Arbeit“ der Montessori-Abschluss gemacht. Grundsätzlich können die Schüler und Schülerinnen alle staatlichen Abschlüsse, vom Qualifizierenden Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur, ablegen. In fast allen Fällen ist es jedoch notwendig, diese Prüfungen als externer Prüfling an einer staatlichen Schule zu absolvieren.

Eltern sind ein wichtiger Bestandteil

Ein relevanter Bestandteil der Montessori Pädagogik ist die enge Kooperation mit den Eltern. Viele schulische Aktivitäten werden in direkter Zusammenarbeit mit der Elternschaft gestaltet und durchgeführt. Neben der Mitarbeiten in verschiedenen Arbeitsgruppen sind die Schulen auch bei der Ausrichtung diverser Feste und Veranstaltungen auf die Hilfe der Eltern angewiesen.

Die Lehrer und Väter bzw. Mütter arbeiten dabei nahezu Hand in Hand. So ist es teilweise nicht ungewöhnlich, wenn Eltern die Klassen auf Ausflügen begleiten. Auch für die Kinder bringt es viele Vorteile, wenn die Erziehungsberechtigten aktiv Anteil am Schulleben haben. Es ist übrigens auch möglich, das Konzept der Montessori-Erziehung Zuhause umzusetzen.

Die Nachteile

Wie bereits erwähnt, gibt es einige Ausnahmen, wo Montessori Schulen nicht für Kinder infrage kommen. Gerade bei Mädchen oder Jungen mit Konzentrationsschwierigkeiten kann das Konzept des „Freien Lernens“ eine enorme Belastung darstellen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn sich die Eltern vor der Anmeldung ausreichend über das pädagogische Prinzip und über die Lernmethoden informieren.

Es gibt jedoch noch weitere Nachteile: In Montessori Schulen wird ein überdurchschnittlich hohes Eltern-Engagement erwartet. Zudem fallen, im Gegensatz zu staatlichen Regelschulen, monatliche Gebühren an. Der Betrag schwankt meist zwischen 80 und 400 €. Auch lange Anfahrtswege sind keine Seltenheit, denn die Privatschulen befinden sich selten in direkter Wohnortnähe. Die anfallenden Gebühren für öffentliche Verkehrsmittel tragen mehrheitlich die Erziehungsberechtigten. Einkommensschwache Familien haben häufig die Möglichkeit auf ein Schulstipendium.

FAQ

Ist der Wechsel an eine normale Regelschule möglich?

Trotz der pädagogischen Gestaltung in den Montessori Schulen gibt es normalerweise keine speziellen Schwierigkeiten, wenn Schüler zu einer staatlichen Regelschule wechseln. Manchmal verlangen weiterführende Schulen die Teilnahme an einem Probeunterricht oder es muss ein Eignungstest absolviert werden.

Was bedeutet „kosmische Erziehung“?

Die Idee, dass der Mensch als Mikrokosmos Teil eines wesentlich größeren Makrokosmos sei, basiert auf einer Vorstellung von Maria Montessori. Jeder soll sich im Lauf seiner Entwicklung, Bildung und Erziehung über seine Aufgabe und speziellen Fähigkeiten klar werden. Und somit bewusst die eigene Position im größeren Zusammenhang der Gesellschaft bzw. des Kosmos verstehen.

Ist diese Schulform esoterisch?

Die Prinzipien der „kosmischen Erziehung“ sind umstritten und werden von vielen Menschen oft als religiös-esoterisch empfunden. Allerdings steht die Montessori Pädagogik hoch im Kurs und wird vermehrt auch in staatlichen Regelschule eingesetzt.

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