Ab wann Kinder Fernsehen schauen sollten

Ab wann Kinder Fernsehen schauen sollten

„Schau nicht so lange fernsehen, denn davon bekommst du noch viereckige Augen!“ Ermahnungen wie diese kennen noch viele Erwachsenen aus ihrer eigenen Kindheit. Doch so überspitzt derartige Warnungen auch klingen mögen, es liegt ein Körnchen Wahrheit darin. Unser Zeitalter ist geprägt von Medien, welche es uns beispielsweise ermöglichen, im Bruchteil von Sekunden mit der ganzen Welt zu kommunizieren. Und das Angebot an TV-Sendungen, abgestimmt auf jedes Zuschaueralter, ist schier grenzenlos. Doch viele Eltern stellen sich zu Recht die Frage, ab wann Kinder fernsehen sollten. Denn der bunte Flimmerkasten oder auch das eigene Smartphone, sind keineswegs für Kinderhände und -Augen zum unbegrenzten Konsum geeignet.

Wie gefährlich ist Fernsehen?

Für Kinder ist das Fernsehen ein relevantes Medium in ihrem Leben. Ab einem Alter von etwa 3 Jahren werden die Kleinen von der Flimmerkiste buchstäblich magisch angezogen. Doch, auch wenn TV-Programme und diverse Videos Lerneffekte versprechen, so sieht die Realität anders aus. Denn die Entwicklung von Kleinkindern wird nur unzureichend gefördert. Ein Lerneffekt ergibt sich erst, wenn die Eltern ihren Nachwuchs aktiv dabei unterstützen. Studien aus den USA belegen, dass zu viel Medienkonsum sogar die Sprachentwicklung der kleinen Mädchen und Jungen hemmen und extrem verzögern können. Ganz im Gegensatz zu ihren Gleichaltrigen, welche mit anderen interagieren und weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen.

Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP), warnt zudem verschärft davor, die Kinder in den ersten Lebensjahren dem TV-Gerät auszusetzen. Gestützt wird das Wissen auf über 50 Studien, welche sich seit Ende der 1990er Jahren auf die Auswirkung von Fernsehen auf Kinder unter 2 Jahren befassen.

Ab welchem Alter fernsehen sinnvoll ist

Die Leiterin des Staatsinstituts für Frühpädagogik, Fabienne Becker-Stoll, bestätigte vor einigen Jahren in einem Interview, dass Fernsehen um so negativer auf Kinder wirkt, je kleiner sie sind. Besonders bei einem Baby, welches direkt vor dem TV-Gerät abgestellt wird, kann sich dies extrem auf die Entwicklung auswirken. Grund hierfür ist, dass das Gehirn des Säuglings Rückkopplung und Kontakt zur Umwelt benötigt. Dies ist wichtig für den Lerneffekt und die zukünftigen sozialen Kompetenzen. Ein Baby lernt, dass sich die Eltern um einen kümmern, sobald es weint oder schreit. Der Fernseher kann diese Möglichkeit jedoch nicht bieten und ist nicht in der Lage, auf die Bedürfnisse der Kleinen zu reagieren oder gar einzugehen.

Verständlicherweise stellen sich viele Eltern die Frage, ab wann ihr Kleinkind Fernsehschauen darf. Es gibt keine Regel, welche in Stein gemeißelt ist, sondern lediglich eine Empfehlung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Deutschland rät, dass Kinder zwischen 3 und 6 Jahren täglich nicht länger als 30 Minuten dem Fernsehkonsum ausgesetzt sein sollten. Unter diesem Alter ist es ratsam, komplett darauf zu verzichten.

Die Folgen

Fernsehen kann jüngere Menschen schnell überfordern. Aber auch Ängste hervorrufen. Oft wird den kleinen Zuschauern eine heile Welt mit falschen Tatsachen vorgespielt. Abhängig vom Alter können die Kinder Realität und mediale Fiktion noch nicht voneinander unterscheiden. Sie sind nicht in der Lage, die Fernsehinhalte einzuordnen und zu verstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das TV-Format von Videoplattformen wie Youtube und Co., oder vom „normalen“ Fernsehsendern ausgestrahlt wird. Doch nicht nur die Sprachentwicklung wird bei Babys und Kleinkindern bei einem hohen Medienkonsum beeinflusst. Auch die Bewegung und die soziale Interaktionsfähigkeit mit anderen Menschen leiden extrem darunter. Die bunten Bilder und lauten Töne bannen die kleinen Zuschauer für lange Zeit vor der Mattscheibe. Der natürliche Bewegungsdrang, so wie er normalerweise in jedem Kleinkind vorhanden ist, wird in den Hintergrund gedrängt. Langfristig gesehen kann dies auch Übergewicht und körperliche Defizite fördern.

Wie kleine Kinder Fernsehen und Co. erleben

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bewegte Bilder und Geräusche eine gewisse Faszination auf Babys und Kleinkinder ausüben. Auch, wenn der Inhalt selbst noch keinen Sinn für sie ergibt, so wird doch bei Liedern fröhlich gequietscht oder bei bewegten Szenen sogar mit geklatscht. Selbst das Antippen des Bildschirms ist keine Seltenheit, zumindest dann nicht, wenn Mama und Papa dies oft auf ihrem Smartphone oder Tablet vormachen. Doch die Kinder reagieren auch oft wütend, nervös oder gar erschöpft auf ihre Medienumgebung. Die Kleinen können ihre Aufmerksamkeit noch nicht für einen längeren Zeitraum auf eine Sache konzentrieren, das Fernsehen unterdrückt den natürlichen Drang zur Bewegung. Hier zeigt sich, dass ein Fernseher nicht als Babysitter eingesetzt werden sollte. Weder bei Babys noch bei 3 Jahre alten Kindern.

Medienkompetenz bei den Kleinen fördern

Unkontrollierter Konsum von Videos, Filmen und auch Computerspielen sind für die Kinder ein No-Go. Trotzdem ist es in unserer medialen Zeit nicht sinnvoll, sie komplett von allen technischen Geräten fernzuhalten. Für einen sicheren Umgang ist es wichtig, dass die Kleinen in einer kontrollierten Umgebung den Umgang mit diesen Medien lernen. Bezüglich des Fernsehschauens bedeutet das, dass die Kinder niemals alleine vor dem TV-Gerät (oder Tablet bzw. Computer) verbringen, sondern die Eltern stets in der Nähe sind. Auch wenn sich das Fernsehen auf nur wenige Minuten täglich beschränkt – so wie es laut Empfehlung sein sollte – ist es wichtig, dass die Sendungen kindgerecht sind. Natürlich ist trotz der Angabe „FSK 0 Jahre“ nicht jeder Film für jedes Kind geeignet. Diverse Szenen, welche auf den ersten Blick harmlos wirken, können von sensiblen Altersgenossen zum Beispiel als verstörend empfunden werden.

Folgende Tipps haben sich zum Erlernen der Medienkompetenz bei den jungen Kids bewährt:

  • Die Reaktionen des Nachwuchses beim Fernsehen beobachten. Zeigen sich Angst, Nervosität oder Überforderung, sollte sofort reagiert und eine andere Beschäftigung gesucht werden.
  • Den Kindern niemals die Fernbedienung überlassen. Der Reiz des „Zappens“ ist groß, was die Konzentrationsfähigkeit der Jüngeren noch einmal extrem negativ beeinflusst. Gleichzeitig besteht dadurch die Gefahr, dass ein nicht für Kinder geeignetes Format gefunden und angesehen wird.
  • Eltern sollte nicht nur gemeinsam mit ihren Zöglingen fernsehen, sondern auch die Sendungen zusammen auswählen. Gerade in jungen Lebensjahren ist es möglich, dass Erwachsene dadurch den Grundstein für den zukünftigen Umgang ihrer Kinder mit Fernsehen beeinflussen und in die richtige Richtung lenken können.
  • Im Nachhinein die Geschehnisse des Gesehenen mit den Kids besprechen und nicht verstandenes kindgerecht erklären.
  • Regeln sind wichtig, die gemeinsame Sendezeit darf den Familienalltag keinesfalls negativ beeinflussen. Zu Zeiten von DVD und Streaming-Angeboten besteht keine Gefahr, dass die Lieblingssendung verpasst wird und aus diesem Grund der vorher vereinbarte Termin mit dem Kindergartenfreund verschoben werden muss. Zu den Auflagen sollte es auch gehören, dass vor dem Fernseher nicht gegessen oder genascht wird. Dies gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.
  • Bewegung, die Interaktion mit Gleichaltrigen, Kuscheln und auch das Gemeinsame abendliche Vorlesen sollten jederzeit Vorrang haben und dürfen nicht vernachlässigt werden.

FAQ

Welche Gründe sprechen dafür, dass Kleinkinder nicht fernsehen sollten?

Ein Kleinkind ist nicht in der Lage, den Inhalt der wiedergegebenen TV-Sendungen und Videos zu begreifen. Es ist lediglich eine Abfolge von bunten und lauten Bildern. Viele Kinder sind fasziniert davon und verlieren jegliches Zeitgefühl. Bewegung und die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren, entfallen komplett. Die jungen Fernsehzuschauer sind zudem nicht in der Lage, das Gesehene zu verarbeiten. Neben der körperlichen und sozialen Beeinträchtigung können psychische Probleme, wie Ängste und Störungen, auftreten.

Hat es Auswirkungen auf Babys?

Ein Säugling will mit all seinen Sinnen die Welt erkunden. Tasten, Riechen, Schmecken, Hören und auch Greifen. Mit der Babywiege vor dem Fernseher abgestellt, wird ihm diese Möglichkeit genommen. Die flackernden Bilder und häufig wechselnden Tönen können bei vielen Kindern unter dem 1. Lebensjahr zu Schlafstörungen und Nervosität führen. Hier sind die Eltern gefragt und deren verantwortungsbewusster Umgang im Zusammenspiel mit dem eigenen Nachwuchs und den Medien.

Wann schauen die meisten Kinder im Durchschnitt das erste Mal fern?

Fernsehen ist das Massenmedium Nummer eins. Mittlerweile liegt das Einstiegsalter vom TV-Konsum bei 4 Monaten. Zum Vergleich: Zu Beginn der 1970er Jahre schauten Kinder mit einem Alter von 4 Jahren das erste Mal fern.

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